Die Passagierin
Die Passagierin
Komponist Mieczysław Weinberg. Libretto von Alexander W. Medwedew nach dem gleichnamigen autobiografischen Roman Pasażerka von Zofia Posmysz (1923-2022).
Oper in zwei Akten acht Bildern und einem Epilog nach der gleichnamigen autobiografischen Erzählung Pasażerka (1962) von Zofia Posmysz
Inhaltsangabe
Die Handlung umfasst zwei Zeitebenen: Die Rahmenhandlung ist auf einem Transatlantikschiff um 1959 / 60 angesiedelt; Rückblenden führen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz 1943 / 44. In der Münchner Neuproduktion wird das Geschehen eingangs um eine im Heute verortete, dritte Zeitebene ergänzt.
ERSTER AKT – DIE ÜBERFAHRT
Lisa ist Passagierin auf einem Schiff. Zusammen mit ihrem Ehemann Walter, einem deutschen Diplomaten, überquert sie den Atlantik. Beide sind froh, ihre Heimat Deutschland und damit die Vergangenheit der Kriegsjahre hinter sich lassen zu können. Die Auswanderung nach Südamerika soll der Beginn einer Zeit des Aufbruchs werden. Aber bereits kurz nach Reiseantritt endet die eheliche Idylle: In einer Passagierin glaubt Lisa Marta wiederzuerkennen, eine ehemalige Insassin im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Lisa war ebenfalls in Auschwitz – als Mitglied der SS und Aufseherin. Lisa hat Walter bis zu diesem Zeitpunkt ihre Taten im KZ verschwiegen. Die beiden geraten in Streit, versöhnen sich aber als die Auskunft eines Stewards beide beruhigt: Die mysteriöse Frau, in der Lisa Marta zu erkennen glaubte, sei Britin, keine Polin. Dennoch wird Lisa mehr und mehr von Erinnerungen eingeholt: an die Oberaufseherin und die anderen SS-Leute; an die Insassinnen des Lagers mit ihren Leidensgeschichten und Hoffnungen; vor allem aber an Marta selbst. Die beiden teilen eine komplexe Geschichte von Abhängigkeit und Unterdrückung. Das, was zwischen ihnen geschah, holt Lisa ein. Eine Konfrontation mit ihrer Vergangenheit wird unumgänglich.
ZWEITER AKT – IN TODESNÄHE
Lisas Erleben schwankt zwischen dem Geschehen an Bord und den Erinnerungen an das KZ: Der Lagerkommandant von Auschwitz wünscht, dass der dort internierte Tadeusz, ein berühmter Musiker, ihm seinen Lieblingswalzer spielt. Im Zuge der Konzertvorbereitungen trifft Tadeusz erstmals wieder auf seine Verlobte Marta. Lisa gewährt den beiden einen verbotenen Augenblick der Zweisamkeit und fordert Dankbarkeit für ihre Gefälligkeiten. Sie bietet an, weitere Rendezvous zu organisieren und will damit eine Art Schutzbefohlene von Marta und Tadeusz werden, die ihr vollends hörig sein sollen. Tadeusz beharrt auf Autonomie und Selbstbestimmung – um den Preis, Marta nicht wiederzusehen. Währenddessen geht das Morden weiter: die Insassinnen des Lagers stellen der Vernichtungsmaschine Auschwitz Momente der gegenseitigen Empathie entgegen, können dem Tod aber nicht entrinnen. Die Brutalität und Perfidität des Lagers drängen sich uneingeschränkt in Lisas Bewusstsein. Der Steward muss seine Auskunft widerrufen: die mysteriöse Passagierin sei doch Polin. Sie könnte Marta sein. Ein Tanzabend an Bord überblendet sich mit dem Konzert im Lager: Dort begeht Tadeusz vor den Augen des Lagerkommandanten einen Akt des Widerstandes. Anstatt des geforderten Walzers beginnt er die Chaconne von Johann Sebastian Bach zu spielen. Tadeusz wird ermordet. Marta wendet sich an die Nachwelt: „Wenn eines Tages eure Stimmen verhallt sind, dann gehen wir zugrunde.“ Lisa wird keine Erlösung zuteil.
Mitwirkende
Musikalische Leitung: Vladimir Jurowski/Azim Karimov
Inszenierung: Tobias Kratzer
Bühne und Kostüme: Rainer Sellmaier
Licht: Michael Bauer
Video: Jonas DahlManuel Braun
Chöre: Christoph Heil
Dramaturgie: Christopher Warmuth
Veranstalterinfos
Premiere: 07. Februar 2021
In deutscher, polnischer, tschechischer, jiddischer, französischer und englischer Sprache mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache.
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Vorstellungsdauer: ca. 2 Std. 40
Veranstaltungsort: Nationaltheater – Max-Joseph-Platz – 80539 München
Quelle: https://www.staatsoper.de