Dido and Aeneas / Erwartung

„Was für schwere Luft herausschlägt … wie ein Sturm, der steht … so grauenvoll ruhig und leer“, beschreibt die Frau in Arnold Schönbergs Erwartung die Stimmung, die sie umgibt und in der sie sich widerspiegelt. Das Monodram von 1909 erzählt in der Neuproduktion der Bayerischen Staatsoper Purcells Oper Dido and Aeneas von 1689 fort. Es wird so eine Brücke über die Jahrhunderte geschlagen, über Ton- und Textsprachen hinweg, vom Mythos der Königin von Karthago zu der expressionistischen Situation, die sich im Libretto von Marie Pappenheim, das sie in kürzester Zeit wie in einem Atemzug für Schönberg schrieb, als geheimnisvolle Nicht-Verortung manifestiert. Ein Ankommen bleibt sehnsuchtsvoller Wunschgedanke. Dido, so wird überliefert, musste ihre Heimat verlassen und gelangte schließlich an die Nordafrikanische Küste, wo sie die Stadt Karthago gründete. Hierher verschlägt es auch Aeneas und so treffen zwei Menschen aufeinander, beide auf der Suche nach einer künftigen Heimat, beide vorangetrieben auf der Flucht vor der Gewalt der Vergangenheit, die sie am Ende doch noch eingeholt zu haben scheint, wenn aus der Erwartung die Erkenntnis des Verlusts wird.