Das Erdbeben in Chili
Das Erdbeben in Chili
nach der gleichnamigen Novelle
von Heinrich von Kleist
Inhaltsangabe
Heinrich von Kleists Novelle, die auf das Erdbeben von Santiago de Chile im August 1647 Bezug nimmt, ist von kristallener Schönheit und irritiert als poetisch verdichtete, verstörende Vision aktueller Debatten in Zeiten der Pandemie. Schon mit dem ersten Satz versetzt Kleist die Leser*innen ins Epizentrum der Katastrophe. Verstörte Überlebende sind mit der Deutung des Erdbebens beschäftigt, doch die perspektivischen, interessensabhängigen Schilderungen von Ohnmacht, Schutzlosigkeit und Tod münden in keiner sinnstiftenden Narration. Der Erzähler weiß von Plünderungen im rechtslosen Raum zu berichten, aber auch von Opferbereitschaft, Mut und Selbstlosigkeit. Und dem trügerischen Idyll des verloren geglaubten Paradieses, in das sich Überlebende flüchten und das keine gesellschaftlichen Schranken kennt, folgen Diffamierung, Verfolgung und Lynchjustiz.
«Die Mechanik von Schuld und Sühne wird in neuen Deutungsmustern fortwährend weitererzählt. Die auf der ganzen Welt grassierende Epidemie verbreitet das Gefühl, die tödliche Gefahr ihres Auftretens müsse, wenn nicht mit uns allen, dann doch mit der Lebensweise bestimmter Menschen, Völker oder Nationen zu tun haben. Ob das Virus durch den unlauteren Verzehr von exotischen Tieren auf den Märkten in Wuhan zu den Menschen kam oder eine gezielte Züchtung des Impfbefürworters Bill Gates sei – die Anhängerschaft von Verschwörungstheorien wächst schnell und hält wider besseren Wissens an ihrem Glauben fest. Und manchmal bedarf es nur eines einzigen Satzes, um eine Gemeinschaft in einen gewalttätigen Mob zu verwandeln.»Ulrich Rasche
Mitwirkende und Besetzung
Inszenierung und Bühne: Ulrich Rasche
Komposition und Musikalische Leitung: Nico van Wersch
Kostüme: Romy Springsguth
Video: Florian Seufert
Chorleitung: Jürgen Lehman
Mareike Beykirch
Linda Blümchen
Pia Händler
Barbara Horvath
Thomas Lettow
Nicola Mastroberardino
Antonia Münchow
Johannes Nussbaum
Noah Saavedra
Heiko Jung
Lilijan Waworka
Fabian Löbhard
Fabian Strauss
Veranstalterinfos
Premiere: 25. September 2020
Vorstellungsdauer: ca. 2 Std. 30, keine Pause
Veranstaltungsort: Residenztheater
Quelle: https://www.residenztheater.de