Un ballo in maschera
Un ballo in maschera
Melodramma in drei Akten – 1859
Komponist Giuseppe Verdi · Libretto von Antonio Somma
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Inhaltsangabe
Ein Machthaber, sein Freund und dessen Frau. Eine Dreiecksgeschichte, wie sie im Buche steht: der Sopran zwischen Tenor und Bariton. Aber in Verdis Ballo in maschera haben alle Protagonisten zwei Gesichter. Riccardo, der Gouverneur, wird als gerechter Souverän gefeiert, doch flieht er vor seiner Verantwortung und flüchtet sich aus Überdruss in ablenkende Zerstreuung – der ultimative Reiz für einen Menschen wie ihn kann nur noch sein, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen.
Renato liebt Riccardo, seinen Freund, fast mehr als seine Frau; und sie, Amelia, will nicht nur ihre Gefühle für Riccardo abtöten, sondern womöglich sogar mehr. Ulrica, die Wahrsagerin, ist dabei die untergründige Macht, die in den Menschen einen unwiderstehlichen Todessog evoziert – bis der Tanz auf dem Vulkan in einem tödlichen Maskenball kulminiert. 1858 für Neapel komponiert, durfte die Oper aus Zensurgründen dort nicht gezeigt werden; nach einer durchgreifenden Überarbeitung wurde sie dann in Rom uraufgeführt und bleibt bis heute eines der meistgespielten, aber auch rätselhaftesten Werke Verdis.
Erster Akt
Ein Saal im Haus Riccardos
Während der Gouverneur Riccardo schläft, wird er in seinem Haus von zahlreichen Bittstellern erwartet, die ihm Frieden und Ruhe wünschen und ihn ihrer Treue versichern. Unter die Menge haben sich insgeheim auch Samuel, Tom und ihre Anhänger gemischt, die sich gegen Riccardo verschworen haben. Riccardo verspricht, allen gerechtfertigten Bitten nachzukommen, doch seine Aufmerksamkeit wird schnell von der Gästeliste seines Balls abgelenkt. Dort liest er den Namen Amelias: Die Aussicht, sie wiederzusehen, bringt ihn zum Träumen. Sein Freund und Berater Renato – Amelias Ehemann – ahnt nichts von diesen Gedanken. Er warnt Riccardo vor einem drohenden Anschlag und erinnert ihn daran, welche Verantwortung er trage. Doch Riccardo will nichts tun, um sich schützen zu lassen. Der Oberste Richter will Ulrica, eine Seherin, ausweisen lassen. Oscar, Riccardos Page, verteidigt sie und erzählt, dass bisher jede ihrer Weissagungen eingetreten sei. Riccardo will sich selbst ein Bild von Ulricas Künsten machen und überredet alle, sich am Nachmittag um drei verkleidet bei Ulrica einzufinden.
Hütte der Wahrsagerin
Ulrica ruft die verborgenen Mächte an, vor denen sich nichts verbergen lässt. Als Fischer getarnt mischt sich Riccardo unerkannt unter die Menschen, die sich bei Ulrica zusammengefunden haben. Silvano, einer seiner Soldaten, fragt Ulrica, ob er nach Jahren treuen Dienstes endlich den gebührenden Dank erhalten werde; sie sagt ihm Reichtum und Aufstieg voraus. Riccardo hilft nach und steckt Silvano Geld und ein Beförderungsschreiben zu: Damit hat sich Ulricas Prophezeiung erfüllt. Als Amelia ein vertrauliches Gespräch mit Ulrica erbittet, schickt die Wahrsagerin alle fort; nur Riccardo versteckt sich, um das Gespräch zu belauschen. Amelia sucht inneren Frieden und wünscht sich, ihre ehebrecherischen Gefühle für einen anderen Mann zu ersticken. Ulrica erklärt ihr, das einzige Mittel hierzu könne sie um Mitternacht auf dem Galgenberg finden. Riccardo beschließt, ihr dorthin zu folgen. Als die Gefolgschaft Riccardos, darunter der Richter und Oscar, aber auch Samuel und Tom mit ihren Anhängern Ulricas Haus betreten, spielt Riccardo seine Fischerrolle weiter aus: Er verlangt von der Hellseherin, ihm die Zukunft vorherzusagen. An seiner Hand erkennt Ulrica in ihm einen machtvollen Menschen. Sie prophezeit ihm seinen baldigen gewaltsamen Tod – und zwar durch einen Freund, genauer durch denjenigen, der ihm als Erster die Hand reichen werde. Riccardo zeigt sich unbeeindruckt und flüchtet sich in Scherze; er fordert die Anwesenden auf, ihm die Hand zu geben, was alle verweigern. Der erst jetzt hinzukommende Renato begrüßt Riccardo, von der Prophezeiung nichts ahnend, mit Handschlag und enthüllt dessen Identität. Von seinem engsten Freund vermeint Riccardo nichts zu befürchten und wähnt sich in Sicherheit. Er wird von seinen Anhängern bejubelt.
Zweiter Akt
Ein einsames Feld in der Umgebung von Boston
Amelia ist auf dem Galgenberg angelangt. Die unheimliche Umgebung verängstigt sie, doch sie ist fest entschlossen, das von Ulrica beschriebene Mittel zu finden, auch wenn es bedeutet, alle ihre Gefühle abzutöten. Riccardo ist ihr nachgegangen und bedrängt sie so lange, bis sie ihm ihre Liebe gesteht. Während Riccardo im Überschwang jeden Gedanken an seine Freundschaft zu Renato verdrängt, fühlt sich Amelia hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Verlangen und wünscht sich zu sterben. Unerwartet erscheint Renato, um den Gouverneur vor den Verschwörern zu warnen, die ihm gefolgt seien. Amelia verbirgt sich hinter einem Schleier, damit ihr Mann sie nicht erkennt. Renato tauscht mit Riccardo zur Tarnung den Mantel; doch erst, nachdem Riccardo seinem Freund das Versprechen abnehmen konnte, die verschleierte Frau sicher zurück in die Stadt zu geleiten, lässt er sich zur Flucht bewegen. Renato und Amelia geraten in die Hände der Verschwörer. Verblüfft, anstelle Riccardos dessen Freund vorzufinden, wollen sie wissen, wer seine Begleiterin ist. Renato greift zur Verteidigung zur Waffe, aber Amelia wirft sich dazwischen und lässt ihren Schleier fallen. Renato muss in Riccardos vermeintlicher Geliebten seine eigene Frau erkennen. Er sieht sich der Lächerlichkeit preisgegeben. Für den nächsten Tag bittet er Samuel und Tom zu sich.
Dritter Akt
Arbeitszimmer im Wohnhaus von Renato
Renato glaubt den Unschuldsbeteuerungen seiner Frau nicht und ist entschlossen, sie zu töten. Amelia bittet ihn, sich noch von ihrem Sohn verabschieden zu dürfen. Renato gewährt ihr diesen Wunsch. Als er alleine ist, beschließt er, an Amelias Stelle Riccardo mit dem Tod zu bestrafen. Er teilt Samuel und Tom mit, dass er sich ihren Racheplänen anschließen will; als Zeichen seiner Aufrichtigkeit verspricht er ihnen seinen Sohn als Unterpfand. Das Los soll entscheiden, wer das Attentat auf den Gouverneur verüben darf. Renato zwingt Amelia, das Los zu ziehen; es fällt auf ihn selbst. Oscar überbringt die Einladung zu Riccardos Maskenball. Dieses Fest erscheint Renato als geeigneter Moment für das Attentat, und er vereinbart mit Samuel und Tom ein Erkennungszeichen. Amelia ahnt, was die drei planen, und will Riccardo warnen.
Ein Kabinett im Hause Riccardos
Riccardo glaubt Amelia in Sicherheit. Er beschließt, seiner Sehnsucht nach ihrer Liebe nicht nachzugeben und stattdessen Renato mit seiner Familie in ein anderes Land zu versetzen. Oscar übergibt ihm einen anonymen Brief, in dem Riccardo vor einem Attentat noch am selben Abend gewarnt wird. Mit der Begründung, man könnte ihn sonst für feige halten, will er trotz der Bedrohung den Ball besuchen, um sich für immer von Amelia zu verabschieden.
Ein Ballsaal
Auf dem Maskenball gelingt es Renato, von Oscar das Kostüm Riccardos in Erfahrung zu bringen. Auch Amelia erkennt ihn in seiner Verkleidung und versucht neuerlich, ihn zur Flucht zu bewegen, doch Riccardo ignoriert diese Warnung. Er teilt Amelia seinen Beschluss mit und sagt ihr Lebewohl. In diesem Augenblick stürzt sich Renato dazwischen und erschießt Riccardo. Im Sterben schwört Riccardo seinem Freund, dass er Amelias Ehre nicht verletzt habe, und verzeiht allen.
Mitwirkende und Besetzung
Musikalische Leitung: Paolo Carignani
Inszenierung: Johannes Erath
Bühne: Heike Scheele
Kostüme: Gesine Völlm
Riccardo: Joseph Calleja
Renato: Vladislav Sulimski
Amelia: Sondra Radvanovsky
Ulrica: Okka von der Damerau
Oscar: Elsa Benoit
Silvano: Boris Prýgl
Samuel: Anatoli Sivko
Tom: Bálint Szabó
Oberster Richter: Ulrich Reß
Diener Amelias: George Vîrban
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper
Veranstalterinfos
Premiere: 06. März 2016
Vorstellungsdauer: ca. 2 Std. 55, eine Pause
Veranstaltungsort: Nationaltheater
Quelle: https://www.staatsoper.de